Blackout – nichts geht mehr. Was tun, wenn der Strom großflächig und über längere Zeit ausfällt? Was funktioniert dann noch? Und wie verhält man sich richtig? Fragen, die viele Menschen beschäftigen. Trotz grundsätzlich hoher Versorgungssicherheit in Österreich stellt ein Blackout-Szenario auch Verwaltungsbehörden vor große Herausforderungen.
Die Stadt Linz befasst sich seit mehreren Monaten mit einer aus Expert*innen unterschiedlicher Magistrats-Geschäftsbereiche, der IKT, der Linz AG und des Ordnungsdienstes besetzten Projektgruppe mit dem Thema Blackout. Ziel ist, im Anlassfall reibungsloses Krisenmanagement sowie bestmögliche Information für die Bevölkerung zu gewährleisten. Aus diesem Grund erarbeitete die Stadt umfassende Ablaufpläne für verschiedenste Szenarien und detaillierte Handbücher für alle städtischen Geschäftsbereiche und Mitarbeiter*innen.
So werden neben dem im Blackout-Fall sofort einberufenen Krisenstab auch umgehend etwa 400 städtische Schlüsselkräfte aktiviert. Diese versehen daraufhin an 17 Selbsthilfebasen im gesamten Stadtgebiet ihren Dienst für die Linzer*innen.
Darüber hinaus setzt die Stadt Linz ab sofort auch auf die Vermittlung von Blackout-Wissen für die Bürger*innen. Unter linz.at/blackout finden Interessierte unter anderem Infoblätter zum Ausdrucken, die gemeinsam mit dem OÖ Zivilschutz entwickelt wurden, um sich gut vorzubereiten und im Fall des Falles Handlungsanleitungen parat zu haben.
In den kommenden Monaten wird das Konzept Schritt für Schritt umgesetzt und erforderliches Material beschafft. Schulungen von Mitarbeiter*innen stehen ebenso auf der Agenda wie Übungen von Blackout-Szenarien, die gemeinsam mit den Einsatzorganisationen abgehalten werden.
„Ein großflächiger Stromausfall ist nicht erst seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und dessen Auswirkungen auf die Energiemärkte eine reale Gefahr. Die Stadt Linz bereitet sich daher akribisch auf mögliche Blackout-Szenarien vor, weil wir wissen, dass es zwei Dinge braucht, um ein Blackout möglichst unbeschadet zu überstehen: einerseits professionelles, effektives Krisenmanagement sowie andererseits eine aufgeklärte und zur Selbstversorgung fähige Bevölkerung. Dieser Herausforderung stellen wir uns mit dem vorliegenden Konzept proaktiv“, erklärt Bürgermeister Klaus Luger, der als Bezirkshauptmann auch dem Krisenstab der Stadt Linz vorsteht.
„Als Sicherheitsstadtrat ist es mir ein großes Anliegen, die Linzerinnen und Linzer behutsam aber gleichzeitig umfassend für dieses Thema zu sensibilisieren. Ziel muss es sein, dass ein größtmöglicher Teil der Bevölkerung im Blackoutfall richtig reagiert und alle Behörden und Einsatzorganisationen eingespielte Routinen zur Verfügung haben. Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich bestätigt, dass funktionierendes Krisenmanagement ausschließlich mit guter Vorbereitung und belastbaren Strukturen funktioniert. Anders gesagt: Nur wer seine Hausaufgaben vorab macht, behält im Krisenfall auch seine Handlungsfähigkeit“, betont Sicherheitsstadtrat Dr. Michael Raml.
„Die Stadt Linz und ihre Mitarbeiter*innen haben in den vergangenen Jahren mehrfach bewiesen, dass sie auch im Notfall schnell, professionell und mit großem Einsatz für die Linzer*innen da sind. Im Falle eines Blackouts werden etwa 400 städtische Schlüssel-Arbeitskräfte genau wissen, was zu tun ist, und ihre Aufgabe im Krisenmanagement umgehend wahrnehmen. Unverzichtbar ist in diesem Zusammenhang eine starke Vernetzung mit der stadteigenen Linz AG sowie den Einsatzorganisationen aber auch ein niederschwelliges Informationsangebot für die Bevölkerung“, erläutert Magistratsdirektorin Mag.a Ulrike Huemer.
Anders als bei einem lokalen Stromausfall, der in der Regel vergleichsweise schnell behoben werden kann, handelt es sich bei einem Blackout um einen überregionalen, längerfristigen Zusammenbruch der Stromversorgung. Die Gefahr, dass das Netz großflächig kollabiert, ist in den vergangenen Jahren – und durch den Ukraine-Krieg noch zusätzlich – angewachsen: So wird das europäische Stromsystem durch die zunehmend schwankende Stromproduktion und lange Transportwege immer instabiler, was ausgleichende Netzeingriffe erfordert, um die Balance zwischen Stromerzeugung und –verbrauch zu halten. Weitere Ursachen für einen Blackout können Wetterextreme, technische Gebrechen aber auch menschliches Fehlverhalten, Sabotage, Terror oder Cyberangriffe sein.
Tritt ein Blackout ein, bedeutet das von einer Sekunde auf die andere: Die Beleuchtung fällt aus, Haushaltsgeräte funktionieren nicht mehr, Kommunikation über Mobilfunknetze bzw.Internet ist nur mehr sehr kurzzeitig oder gar nicht mehr möglich. Umso wichtiger ist es, dass in dieser Situation alle Betroffenen – Bürger*innen und Behörden – richtig reagieren und sich gegenseitig unterstützen.
„Die bestmögliche Reaktion bei einem Blackout ist: Zu Hause bleiben, ein batteriebetriebenes Radio einzuschalten und auf die Anweisungen der Behörden zu vertrauen. In dieser absoluten Ausnahmesituation gilt es, die Ressourcen der Einsatzkräfte, der Verwaltung sowie der Energieversorger so wenig wie möglich zu beanspruchen. Sollte ein Blackout eintreten, arbeiten alle notwendigen Stellen von der ersten Minute weg mit Hochdruck daran, die Versorgung mit Elektrizität schnellstmöglich wiederherzustellen“, betont Bürgermeister Klaus Luger.
Blackout – was nun? Stadt Linz hat Notfallpläne parat
Fällt in der Landeshauptstadt der Strom wegen eines Blackouts aus, läuft alles nach Plan ab:
- Die Austrian Power Grid informiert als Betreibergesellschaft des österreichischen Übertragungsnetzes die städtische Energie-Tochter Linz AG über einen großflächigen, möglicherweise überstaatlichen Blackout
- Die Linz AG setzt daraufhin die Nachrichtenzentrale der Berufsfeuerwehr in Kenntnis, welche umgehend Bürgermeister, Sicherheitsstadtrat sowie Magistratsdirektorin informieren
- Als Bezirkshauptmann trifft daraufhin Bürgermeister Klaus Luger die Entscheidung, dass der Krisenstab der Stadt Linz einberufen wird. Je nach Szenario bzw. Tageszeit wird in weiterer Folge ein bestimmter Ablaufplan aktiviert
Diese Ablaufpläne, die in den vergangenen zwölf Monaten von einer Expert*innen-Gruppe, bestehend aus Mitarbeiter*innen unterschiedlicher Magistrats-Geschäftsbereiche, Berufsfeuerwehr und Katastrophenschutz, IKT, Linz AG sowie dem Ordnungsdienst, erarbeitet worden sind, geben dann im Blackout-Fall die Richtung vor:
- Mitglieder des Krisenstabes werden umgehend in die Einsatzzentrale in der Hauptfeuerwache an der Wiener Straße einberufen bzw. von Fahrer*innen abgeholt
- Weitere 400 städtische Krisenmanagement-Schlüsselkräfte erscheinen ehestmöglich an den ihnen zugewiesenen Arbeitsplätzen. Diese befinden sich an 17 so genannten Selbsthilfebasen im gesamten Stadtgebiet, welche Bürger*innen als für Notfälle als Service- und Informationspunkte zur Verfügung stehen werden (weitere Informationen siehe unten)
„Diese fixen Ablaufpläne sind nicht nur in Handbüchern festgeschrieben, sondern werden in den kommenden Monaten noch weiter präzisiert und auch trainiert. Im Falle eines Blackouts hat es höchste Priorität, die Handlungsfähigkeit ohne unnötige Zeitverluste zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen, um ehestmöglich für Bürgerinnen und Bürger da sein zu können“, erklärt Sicherheitsstadtrat Dr. Michael Raml.
Selbsthilfebasen: Service- und Informationspunkte für Bürger*innen
Zentrales Element im städtischen Blackout-Konzept sind 17 so genannte Selbsthilfebasen: Bei Eintreten eines Blackouts werden diese Service- und Informationspunkte im gesamten Stadtgebiet von eingeteilten Mitarbeiter*innen aktiviert, um die lokale Wohnbevölkerung bei Notfällen zu unterstützen. Betreut werden diese Selbsthilfebasen von erfahrenen Bediensteten der Stadt Linz. Bei der Auswahl der Kolleg*innen wurden – neben einem Wohnort in unmittelbarer Nähe zum zugeteilten Einsatzort – mehrere Faktoren berücksichtigt: So verfügt die Belegschaft einer Selbsthilfebasis sowohl über technisches Knowhow wie auch über die erforderlichen sozialen Kompetenzen bzw. Erfahrungen. Wie bereits bei der Abwicklung der Massentests während der Corona-Pandemie unterstützen Mitarbeiter*innen des städtischen Ordnungsdienstes im Bereich des Crowd-Managements bzw. bei der Aufrechterhaltung der Kommunikation (Funk). Eine zentrale Rolle spielen darüber hinaus Mitarbeiter*innen des Geschäftsbereichs Stadtgrün und Straßenbetreuung, welche die Logistik, wie Fahr- und Botendienste zwischen den Selbsthilfebasen sowie der Einsatzleitzentrale, sicherstellen. Für die Sicherheit vor Ort werden Beamt*innen des Stadtpolizeikommandos sorgen.
Die Anliegen und Bedürfnisse der Bürger*innen werden von den städtischen Mitarbeiter*innen entgegengenommen, priorisiert und bei Bedarf an eine zentrale Leitstelle im Neuen Rathaus weitergeleitet. Diese stellt auch das Bindeglied zwischen Selbsthilfebasen und dem Krisenstab dar.
„Die Selbsthilfebasen werden ausdrücklich für Notfälle, etwa für Notrufe bei Verletzungen, eingerichtet. Was diese definitiv nicht leisten können, ist eine Vollversorgung der Bevölkerung, etwa durch Ausgabe von Lebensmitteln. Umso wichtiger ist es, dass die Menschen richtig reagieren und vorbereitet sind, eine gewisse Zeit in ihren eigenen vier Wänden zu verbringen. Die beste Reaktion bei der Bewältigung eines Blackouts ist es, die Wohnung nur für absolute Notfälle zu verlassen, Nachbarschaftshilfe zu leisten und die Behörden und Einsatzorganisationen nicht ohne triftigen Grund zu beanspruchen“, erklärt Magistratsdirektorin Mag.a Ulrike Huemer.
In den kommenden Monaten werden die Belegschaften der Selbsthilfebasen geschult und die Ausstattungspakete der Örtlichkeiten beschafft.
Wissen schützt: Info-Angebot der Stadt Linz zum Thema Blackout
Je mehr Menschen auf einen Blackout vorbereitet sind und beim Eintritt eines großen Stromausfalls richtig reagieren, umso besser und schneller kann diese Situation bewältigt werden. Ein wesentlicher Teil des städtischen Vorsorgekonzeptes ist daher auch ein umfassendes Info-Angebot für Bürger*innen. Ab heute bietet die Website linz.at/blackoutInformationen und weiterführende Links zum Thema Blackout-Vorsorge an. Sämtliche Inhalte wurde gemeinsam mit dem Oberösterreichischen Zivilschutz erarbeitet. Die wichtigsten Punkte sind darüber hinaus als Infoblätter und Checklisten im PDF-Format zusammengefasst. Diese können vorab ausgedruckt werden und sind somit im Haushalt verfügbar, selbst wenn der Strom ausfällt. Die Infoblätter werden auch an den Selbsthilfebasen verfügbar sein.
Die Kommunikation der Stadt Linz legt in den kommenden Wochen einen Schwerpunkt auf das Thema Blackout und wird in regelmäßigen Abständen Informationen über ihre Kanäle (u.a. Presseaussendungen, Newsletter, Social Media, Infoscreens in Bussen und Straßenbahnen) publizieren.
Darüber hinaus lädt das Sicherheitsressort der Stadt Linz in Kooperation mit dem Oberösterreichischen Zivilschutz am 9. November (19 Uhr) zu einem Info-Abend zum Thema Blackout-Prävention ins Neue Rathaus ein.
Als zusätzlichen Schritt in der Informationsarbeit hat sich die Stadt Linz mit den größten Wohnbaugesellschaften der Landeshauptstadt vernetzt. Diese haben sich unter anderem bereit erklärt, ein doppelseitiges Info-Blatt zum Thema auf ihren „schwarzen Brettern“ für ihre Bewohner*innen zur Verfügung zu stellen.
„Mit unserem breiten Informationsangebot möchten wir die Menschen sensibilisieren und zu einer eigenverantwortlichen Blackout-Vorsorge animieren. Die für uns alle spürbaren Auswirkungen des Ukraine-Krieges – in Form von steigenden Preisen und Energieknappheit – führen uns vor Augen, dass ein Blackout-Szenario leider durchaus realistisch ist“, resümieren Bürgermeister und Medienreferent Klaus Luger und Sicherheitsstadtrat Dr.Michael Raml.